Minus Sinus – Wertorientiertes Investieren

Ich habe lange von der Seitenlinie beobachtet, wie BitCoin sich sehr volatil entwickelt, und zuletzt zu einer atemberaubenden Kursentwicklung angesetzt hat. Zum Schluss haben bei mir immer die Emotionen gesiegt und verhindert, BitCoin zu kaufen – und zwar deshalb, weil ich nicht ruhig schlafen würde, wenn ich mich nicht durch eine eigenständige fundamentale Bewertung des inneren Wertes  von Mister Markets Stimmungsschwankungen entkoppeln könnte.

Über den englischsprachigen Blog „Macro Voices“ des Hedge Fund Managers Erik Townsend bin ich auf ein interessantes Paper aufmerksam geworden, das auf eine Eigenschaft der Bitcoins aufmerksam macht, die einen Siegeszug als globale und universell Kryptowährung eigentlich unmöglich macht. Seinen Gedankengang versuche ich hier, in anschaulichen Schritten zu erläutern.

Wie funktioniert BitCoin? BitCoin basiert auf einem dezentralen Buchhaltungssystem (der „Blockchain“) in dem Transaktionen (wie z.B. Überweisungen, können aber auch alle anderen denkbaren buchhalterischen Vorgänge sein) nicht in einem zentralen System (wie bei einer Bank) bestätigt und dokumentiert werden, sondern in einem dezentralen Netz einer Vielzahl von Beteiligten, die neue Transaktionen verifizieren. Der Nachteil der zentralen Systeme ist, dass ich über das Angreifen einer Schwachstelle (z.B. der Bank) mir unberechtigtem Zugang zu Transaktionen verschaffen kann – in einem dezentralen System ist dies ungleich schwerer – insbesondere deshalb, da das System so designt ist, dass eine Mehrzahl der Marktteilnehmer eine neue Transaktion bestätigen muss. Es reicht also nicht, als Betrüger eine gewisse kritische Masse aufzubringen – ich muss tatsächlich die Mehrheit der Marktteilnehmer stellen, um in betrügerischer Absicht zu handeln. Damit dies nicht möglich ist (durch Aufsetzen von zahlreichen Fake-Marktteilnehmern etc.) wurde der Aufwand für die Bestätigung solcher Transaktionen im Bitcoin/Blockchain-System künstlich hochgetrieben, indem die Akteure eine Menge prozessor-intensive Berechnungen durchführen müssen – und dieser Aufwand steigt auch noch kontinuierlich an, um der Weiterentwicklung der Rechenkapazitäten entgegenzuwirken. Um die Marktteilnehmer für diesen Aufwand an Rechenkapazität zur Bestätigung der Transaktionen zu entschädigen, werden durch diesen Prozess BitCoins erzeugt („ge-mined“), die dann durch ihre Zahlungsmitteleigenschaften einen Anreiz für die Marktteilnehmer schaffen, sich am System zu beteiligen.

Die Kopplung der Verifikationsaktivitäten an eine aufwändige Leistung war ein geschickter Schachzug, um den Nachweis zu erbringen, dass ein solches System tatsächlich nicht mit vertretbarem Aufwand hackbar ist (ironischerweise zwar Diebstähle von BitCoins per Hacks zwar passiert, aber in einem zentralen System – nämlich den BitCoin Plattformen). Dieser selbstgewählte Betrugsschutz führt jedoch zu einem enormen Energieverbrauch. Die Bestätigung der Transaktionen der heute im Umlauf befindlichen BitCoins benötigt genauso viel Energie wie der Staat Dänemark, und dabei ist die im Umlauf befindliche Menge von BitCoins laut https://coinmarketcap.com/ „nur“ 228 Milliarden US Dollar. Die Geldmenge allein von „echten “ US Dollar liegt um mindestens den Faktor 100 höher, und wird vermutlich deutlich häufiger umgeschlagen als BitCoin – man bräuchte also die Energie von mehr als 100 Dänemarks, um diesen Prozess aufrecht zu erhalten. Klingt nicht sehr plausibel.

Erik Townsend vergleicht in seinem Artikel BitCoin mit dem ersten Flugzeug der Wright Brothers: Eine bahnbrechender Nachweis, dass das Fliegen für Menschen tatsächlich machbar ist – aber allen war klar, dass ein Flugzeug ohne Pilotensitz und Passagierbänke praktischen Nutzen haben würde. Die wirkliche Kommerzialisierung erfolgte dann erst mit nachfolgenden Flugzeug-Versionen, die exakt für diese Nutzung entwickelt wurden. Die Rolle des ersten Wright-Flugzeugs bleibt unbestritten – aber eben nur als Demonstration des Konzeptes.

Der Schluss liegt auf der Hand: Wegen des enormen Energieverbrauchs sollte man sich hüten, mit BitCoin die Anwendungen der Zukunft zu skalieren – dafür bedarf es jetzt die nächste Generation der Distributed Ledger Protocols und der Kryptowährungen.

Der komplette Artikel in Englisch findet sich hier:

https://www.macrovoices.com/macrovoices-content/list-research-roundup/1474-blockchain-debunked/file

 

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3 Gedanke zu “Crypto-Currencies haben viel Potential – aber nicht BitCoin!”
  1. Hallo Christopher,

    herzlichen Glückwunsch zu deinem Blog, mir haben deine Beiträge gut gefallen! Mir geht es ähnlich wie dir. Ich finde die Entwicklung um die Cryptowährungen spannend und freue mich für jeden der damit Gewinn gemacht hat. Auch freue mich an absurd lächerlichen Auswüchsen die diese Technologie hervorbringt https://www.youtube.com/watch?v=1YCVZPBhrjQ 😀 Ich fürchte nur, dass Viele noch schwere Verluste erleiden werden.

    Ich beschränke mich jetzt auf den Bitcoin, dies kann natürlich auf alle Cryptowährungen übertragen werden. Generell gilt: Jede Innovation hat Verbesserungspotential. Was sind also die schwerwiegendsten Mängel des Bitcoin?
    1. Die Anzahl an Transaktionen pro Zeiteinheit ist beim Bitcoin auf 7 Transaktionen pro Sekunde limitiert. Angenommen alle 80 Mio. Deutschen würden nur noch Bitcoin besitzen und jeder Deutsche würde eine Transaktion pro Tag ausführen so dauert die Ausführung der Transaktionen des ersten Tages 80*10^6 (Transakt.) / 7 (Transakt./s)= 132 Tage. Selbst wenn nur die 3,5 Mio. Berliner ausschließlich Bitcoin nutzen würden würde die Abwicklung der Transaktion des ersten Tages 5,7 Tage dauern. Dies zeigt, dass der Bitcoin noch nicht einmal den Zahlungsverkehr von Berlin bewältigen könnte! Der Bitcoin macht im normalen Zahlungsverkehr daher nur für eine kleine oder eine sehr inaktive Gruppe Sinn. In gewisser Weise ist dies auch der Fall den Berichten zufolge wird der Bitcoin zur Zeit nicht als Zahlungsmittel sondern rein zur Spekulation benutzt, dass heißt die Leute die Bitcoin besitzen horten diese ohne sie auszugeben.

    2. Der schwerwiegendere Nachteil der Blockchain Technologie ist wie von dir schon genannt der enorme Rechenaufwand und somit der enorme Energieverbrauch. Finanziert wird dieser durch eine Verwässerung bzw. eine Zunahme der Anzahl an Bitcoins die aber auf eine Stückzahl von 21 Mio. Stück begrenzt ist. Somit fließt im Grunde sehr viel Kaufkraft aus dem System das jedoch zur Zeit noch durch eine wachsende Nutzerzahl oder eine abnehmende Umlaufgeschwindigkeit an Wert gewinnt. Ohnehin bedeutet die Einhaltung der Deckelung von Bitcoins auf 21 Mio. Stück bei Befolgung den Tod der Währung, da niemand unentgeltlich das Mining betreiben wird und wer würde pro Transaktion einen zweistelligen Dollar Betrag zahlen wollen so wie das manche jetzt vorrechnen. http://www.faz.net/aktuell/finanzen/digital-bezahlen/bitcoin-eine-transaktion-kostet-30-euro-strom-15282063.html

    Der Bitcoin hat die letzten Jahre wahrscheinlich als Zahlungsmittel einer wachsenden Usergruppe des Darknets gedient, wo er als eines der ersten und weitverbreitesten Zahlungsmittel gilt. Dies lässt sich am Kursverlauf der letzten Jahre, vor der Hausse, erahnen. In jüngster Zeit ist er zum Spekulationsobjekt geworden. Ob der Bitcoinkurs seinen absoluten Höhenflug noch vor sich hat ist fraglich. Auf lange Sicht wird er durch technische Innoviationen in Form neuer Cryptowährungen abgelöst werden und er wird sich aus oben genannten Gründen nie zum rellen Zahlungsmittel eignen.

    Aber auch für alle kommenden Cryptowährungen gilt, dass sie im Grunde nur die an Edelmetallen geschätzten Werte wie limitiertes Vorkommen, anonyme Transaktion zu kopieren versuchen, erweitert um den Bonus des digitalen „zeitnahen“ Transfers. Die Cryptowährungen werden jedoch nie absolut sicher, absolut anonym und vor allem nie wertbeständig sein. Es ist völlig richtig sich als Value Investor davon ganz fern zu halten. Und auch als normaler Anleger sollte man sich nicht in Versuchung führen zu lassen sondern lieber ein paar „Silbercoins“ kaufen 😉

    1. Hallo Quirin, vielen Dank für Deinen Kommentar – ich bin immer noch geschockt vom Crypto Carlos Video. Den Gold-Vergleich zur Wertbewahrung finde ich sehr treffend – mit dem Unterschied, dass der Wert von Gold über Jahrtausende belegt und damit sozial erlernt ist – während dieser historische Nachweis für digitale Währungen erst noch erarbeitet werden muss; und ich habe bei Gold immer noch den Sockel der Nutzung als Industrie- und Schmuckmetall. Darüber hinaus ist mein Anspruch an eine Währung eine gewisse Wertstabilität (da ich ja eigentlich zeitverzögert ein Sachgut (z.B. das verkaufte Auto) in andere transferieren möchte (z.B. Brötchen) – und dann ist eine zwingende Voraussetzung, dass dies halbwegs planbar innerhalb gewisser Grenzen stattfindet…

      1. In den Abgrund zu schauen kann schon faszinierend sein hoffentlich nutzt es uns um eigene Fehler zu vermeiden! Hier die beste Seite dafür https://www.zerohedge.com/news/2018-01-17/bitconnect-abruptly-shuts-down-crypto-currency-collapses-bcc-holders-suicide-watch wo auch das Crypto Carlos Video verlinkt ist 🙂 Ob der Rest von uns viel besser dran ist wenn der große Crash kommt?! Da heißt es wohl für die meisten von uns „and its gone!“ https://www.youtube.com/watch?v=_nVk25ZvTkU 😀

        Was ich noch anfügen wollte:

        -Der Wert von Edelmetallen wird nach unten zusätzlich noch durch die Produktionskosten geschützt. Denn falls der Marktpreis unter die Produktionskosten fallen sollte wird die Förderung reduziert, da aber mindestens die Bevölkerung und somit die Nutzerzahl wachsen wird wird der Preis wieder nach oben getrieben.
        -Da die Produktionskosten die Inflation mit einschließen haben Edelmetalle zusätzlich einen inflationsschützenden Charakter.
        -Am Allerwichtigsten finde ich, dass das Vorkommen von Edelmetalle durch die Naturgesetze limitiert ist, die Fördermenge verknappt über die Zeit somit von selbst.

        -Cryptowährungen können zwar im einzelnen auf bestimmte Stückzahlen limitiert sein aber es können immer andere neue Coins durch ICOs hinzukommen.
        -Es ist mir unbekannt wie hoch die Produktionskosten pro Coin liegen aber ist die Technik erst einmal vorhanden würde ein simples Copy Paste Verfahren genügen. Im Grunde das gleiche Problem wie bei unserem Papiergeld das auch „keinen“ Materialwert besitzt und auf lange Sicht dahin immer zurückgekehrt ist oder zurückkehren wird.

        Gruß!

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